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Physiotherapeut:innen ohne Grenzen in Peru

Peru ist ein Land der Kontraste. Während Tourist:innen Machu Picchu und die Pazifikküste bewundern, leben nur wenige Kilometer entfernt Menschen in einer Realität, in der der Zugang zu grundlegenden Gesundheitsleistungen wie der Physiotherapie nicht selbstverständlich ist.

Wir waren ebenfalls vor Ort – zwei Teams von Physiotherapie‐Studierenden und Absolvent:innen der Alma Mater Europaea, die unter dem Motto „Physiotherapeut:innen ohne Grenzen“ in den Norden Perus, in die Küstenstadt Talara, gereist sind.

Jedes Team arbeitete drei Wochen lang in Peru. Die erste Mission fand im Januar 2025 statt, die zweite im Mai desselben Jahres. Es steht bereits fest, dass im nächsten Jahr eine neue Gruppe von Studierenden und Alumni nach Peru zurückkehren wird, um die begonnenen Projekte fortzusetzen und nachhaltige Brücken im Gesundheitswesen zu bauen.

Unsere Aufgabe war klar und zugleich herausfordernd: dort Hilfe zu leisten, wo das System versagt hatte. Physiotherapie in Peru ist nicht kostenlos und für viele schlicht unerreichbar. Diejenigen, die sie am dringendsten benötigen – Menschen mit chronischen Schmerzen und Kinder mit besonderen Förderbedarfen – sind oft dazu verurteilt, ohne professionelle Unterstützung zu leben.

Praxis und Herausforderungen der Teams

Das erste Team, geleitet von Gründerin und zertifizierter Physiotherapeutin Mag. ZV Lana Ritlop (AMEU-Alumna, spezialisiert auf neurologische Patienten), behandelte gemeinsam mit der zertifizierten Physiotherapeutin Katja Bertoncelj (AMEU-Alumna, spezialisiert auf orthopädische Patienten in der Fizis-Klinik), den Studentinnen Pia Katarina Kremžar und Timeja Čerenak (AMEU) sowie Tara Zemljarič in drei Wochen über 50 Patient:innen mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzen und führte Therapien für Kinder mit neurologischen Störungen durch.

Das zweite Team – bestehend aus Tara Gantar, Manca Mohar und Gregor Bukovec – setzte die Arbeit fort und widmete sich den Herausforderungen von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, für die sowohl Fachpersonal als auch Ausrüstung knapp sind.

Obwohl wir als Freiwillige in einer wunderschönen Umgebung mit Blick auf den Ozean lebten und atemberaubende Sonnenuntergänge erlebten, stellten wir uns täglich einem ethischen Paradoxon: Wie kann es sein, dass in einem Land, das jährlich Millionen Tourist:innen anzieht, so viele Menschen nie einmal grundlegende Gesundheitsversorgung erhalten? Dieser Kontrast ist schmerzhaft deutlich.

Erkenntnisse für die Zukunft

Diese Erfahrung lehrte uns zudem Demut. Wir stellten fest, dass Menschen oft weniger brauchen, als wir denken – vielleicht einfach jemanden zum Zuhören, eine einfühlsame Berührung, ein paar gezeigte Übungen oder die Erinnerung daran, dass sie nicht allein sind. Manchmal geht es in der Physiotherapie nicht nur um die Bewegung des Körpers, sondern um die Verbindung von Mensch zu Mensch.

Für uns, als angehende und bereits praktizierende Fachkräfte, war es eine Mahnung, dass Physiotherapie eine tiefgehende ethische Dimension besitzt. Es reicht nicht aus, Techniken und Methoden zu beherrschen. Wir tragen die Verantwortung, uns zu fragen, wer überhaupt Zugang zu dieser Hilfe erhält und wer im Blickfeld verloren bleibt.

Die humanitäre Arbeit in Peru zeigte, dass reines Wissen nicht genügt. Erst in Verbindung mit Mitgefühl, Flexibilität und einem kritischen Blick auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen wird es zu einem Werkzeug für echte und gerechte Veränderungen.